Thema Autofahren in Weißrussland.
Die Verkehrsregeln sind im Prinzip die Gleichen wie bei uns, aber:
Zebrastreifen
An Zebrastreifen haben Fußgänger absoluten Vorrang. An einem Zebrastreifen nicht halten, kann zu erheblichen Bußgeldern führen. Die meisten Zebrastreifen in den Städten haben Betonhuckel, da ist es eh ratsam mit maximal 25 Km/h drüber zu fahren, wenn man sein Auto mag. Es gibt auch Zebrastreifen auf Schnellstraßen und sogar auf der "Autobahn" Brest-Minsk. Hier ist die Geschwindigkeit reduziert auf 70 oder 90 km/h und es steht auch fast immer ein Blitzer an den Stellen mit reduzierter Geschwindgkeit. Besser diese einhalten, wenn nicht, dann zahlt man spätestens in der Wartezone beim Grenzübergang saftige Strafen an die Milizia.
Ampeln
Überall im Land sind die Ampeln modernisiert, es gibt nur noch flache computergesteuerte LED-Ampeln. Alte Ampeln wie in der brd gibt es prinzipiell nicht mehr. Jede Fahrrichtungsspur hat seine Ampel. Wenn die mittlere Hauptampel rot zeigt, die Abbiegeampel aber grün, dann darf man abbiegen. Eine Besonderheit gibt es an großen Kreuzungen, da hat man nicht nur Ampeln an der Haltelinie sondern auch auf der anderen Seite der Kreuzung. Sehr angenehm, denn man muss dann nicht genickstarrend nach ober schauen.
Maut
Maut gilt für nicht-weißrussische Fahrzeuge und kostet für ein PkW für 15 Tage knapp 20 Euro.
https://beltoll.by/de/beltoll-system
Kann man im Internetz buchen oder einfach hinter der Grenze an einem Beltoll-Häuschen kaufen. Es ist eine elektronische Maut, d.h. ist gibt kein Pickerl, sondern das Kennzeichen wird im Mautsystem hinterlegt. Maut nicht zahlen, aber trotzdem Mautstraßen nutzen ist teuer (100 €), deshalb besser die 20 € investieren.
Tanken
Tanken ist billig, aktuell kostet ein Liter Benzin 2.60 BYN = 0,78 Euro. Der Benzinpeis ist staatlich geregelt, alle Tankstellen, egal welcher Firma und egal wann, haben immer den selben Preis. Das nervige Gesuche nach einer billigeren Tankstelle entfällt dadurch komplett.

Der Tankvorgang ist anders als bei uns. Zuerst fährt man zur Zapfsäule, dann geht man ins Häuschen und sagt die Zapfsäule an, was man Tanken will und wieviel. Bei "wieviel" sagt man entweder die gewünschte Literzahl oder "bis es voll ist". Wenn man die konkrte Literzahl ansagt, zahlt man vor dem Tanken, zBsp sagt man: "Säule 3, Benzin 40 Liter" und zahlt dann 104 BYN und kann nach dem Tanken gleich losfahren. Wenn nicht ganz 40 Liter reinpassen, dann muss man mit dem Tankbeleg wieder ins Häuschen gehen und sich die nichtgetankte Menge rückerstatten lassen. Variante zwei wäre wie bei uns: "Säule 3, Benzin, bitte voll" ansagen und dann tanken, ggf zur Seite fahren und danach dann wieder ins Häuschen gehen, um zu bezahlen.
Straßen
Die Straßen sind fast alle in einem sehr guten Zustand und gut fahrbar. Innerorts darf man 60 km/h fahren außerorts 90 km/h und auf der "Autobahn" sogar 110 km/h. Achtung: Überall stehen Blitzer rum, also besser die Geschwindigkeit einhalten, sonst lernt man auf dem Warteplatz an der Grenze die netten Jungs von der Milizia kennen.
Zebrastreifen in der Stadt haben meist einen Betonhuckel, da langsam fahren. In den Mikrorayons (Stadtvierteln) gelten nicht die 60km/h, sondern 30km/h oder sogar 20 km/h.
Auch vor Kreuzungen haben die unterlegenen Straßen oftmals einen oder sogar zwei Betonhuckel, man lernt relativ schnell, dass man da langsam machen sollte. Bahnübergänge sind manchmal nicht gut gemacht, die Schienen stehen stark über oder sonst ist es irgendwie ruppelig, auch da ist langsam besser.
Landstraßen und Autobahn
Die "Autobahn" hat die Kennung M, Schnellstraßen die Kennung P (=R) und sind gut ausgebaut, aber entsprechen nicht wirklich unserer Vorstellung von einer Autobahn oder Schnellstraße. Sichtbarstes Zeichen sind Kreuzungen auf der Autobahn und sogar Zebrastreifen. Die werden in der Regel rechtzeigit angekündigt und dort gilt immer eine reduzerte Geschwindgkeit und dort stehen auch fast immer stationäre Blitzer.
Landstraßen mit Kennung H (=N) sind meist betoniert / asphaltiert und auch gut befahrbar, Straßen ohne Kennung sind oftmals Sand/Kiespisten, auf denen man maximal 50 km/h fahren kann, so die Strecke zwischen Kosava und Zhyrovicy. Landschaftlich absolut der Hit, aber halt eher was für das Gemütliche Fahren.
Grenzzone
Seit dem Bruderkrieg in der Ukraine sind einige Grenzregionen für Ausländer gesperrt:
https://gpk.gov.by/en/border-zone-borde ... rder-zone/
In diese Orte darf man nur dann reisen, wenn man die Zufahrt vorher beantragt hat:
https://gpk.gov.by/en/border-zone-borde ... -citizens/
Das sollte man 5 Tage vor dem Zugang beantragen, villeicht kann man vorab auch über das weißrussische Konsulat.
Einfach in eine Grenzzone fahren sollte man tunlichst sein lassen, es wird zwar nicht kontrolliert, aber die Strafen sind saftig.
Parken
Bezahlte Parkzonen sind die absolute Ausnahme. Nur in Minsk in der Innenstadt gab es eine, ansonsten ist Parken immer kostenlos, solange man sich an die Verkehrsschilder hält. Auch für Falschparker gilt: abgerechnet wird in der Wartezone an der Grenze. Es gibt ausreichend Parkplätze, wildes Parken ist nicht zu empfehlen. In Einkaufszentren kann es sein, dass man Freistunden hat und darüberhinausgehende Stunden bezahlen muss. Das steht in der Regel an der Einfahrt dran.
In der Stadt
Für kleinere Städte wie zBsp Brest empfiehlt es sich, mit dem Auto unterwegs zu sein. In Minsk stellt sich das schon anders dar, zwar kann man auch hier prima mit dem Auto fahren, die Straßen sind breit und es gibt genügend Parkplätze, aber die Stadt erkunden kann man am Besten mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein 3-Tagesticket kostet am Schalter ca 24 BYN (= 7.20 Euro) und gilt für UBahn, Straßenbahn, Busse und Züge in der Stadt. Beim Zugang zur UBahn hält man das Plastikkärtchen an den Automaten und es zeigt grün. In den Bussen/ Trams hält man die Karte beim Einsteigen an das Lesegerät. Nach den drei Tagen gibt man das Plastekätchen wieder am Schalter ab und erhält ca 4 BYN wieder zurück, so dass man 3 Tage lang für gerade mal 20 BYN (= 6 €) hin- und herfahren kann. Sehr günstig und sehr komfortabel.
Ohne Tagesticket kostet jede Fahrt 1 BYN (= 30ct) und zwar für so lange, wie man in dem Verkehrsmittel bzw im UBahn-System bleibt. Für die UBahn kann man am Schalter kleine rote Plastchips kaufen, die steckt man beim Eingang zum UBahn-System in den Schlitz und dann zeigt es grün, für Busse und Straßenbahnene gibt es kleine schmale Papiertickets, die steckt man in das Gerät im Bus/Tram und drückt mit dem Daumen in die Auswölbung. Dadurch erhält das Ticket ein unverwechselbares Lochmuster dieses Busses/Tram. Es gibt auch Zehner-Heftchen für 9,50 BYN. Wechselt man das Verkehrsmittel, dann zahlt man wieder 1 BYN. Es gibt auch private Schnellbusse (kleine weiße Busse mit bis zu 12 Sitzen), die kosten 2 BYN je Fahrt und diese sind auch nicht mit dem Tagesticket nutzbar.
Mit der APP der Minsker Verkehrbetriebe kann man sich prima durch die Stadt leiten lassen, alle Verkehrsmittel werden minutengenau angezeigt und die optimale Route sogar während der Tour neu berechnet. Sehr komfortabel. Allein die GPS-Erkennung, wo man sich aufhält ist nicht 100%ig genau, man wird teilweise zu weiter entfernten UBahn-Stationen geführt, aber das hat man relativ schnell raus. Auch präferiert die APP die privaten Büsschen, aber man kann auch alternative Verbindungen anzeigen lassen. Hat man relativ schnell raus.
Die Stadt Minsk ist seeeehr weitläufig und so sind die Abstände und somit die Laufstrecken zwischen den Haltestellen deutlich größer als bei uns. Wer nicht so gut zu Fuß ist, sollte besser Auto oder Taxi vorziehen. Für Taxis gibt es die Yandex-App, bei der man seine Kreditkartendaten hinterlegt, dann kann man alles per Smartphone abwickeln.
Soweit erst mal ein grober Überblick.
